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Lesedauer: ca. 4 Min.

Autor: Autor Jakob Schötz | Illustrationen Carina Crenshaw

Schöner Schenken

Zehn Tipps für gelungene Geschenke

Ob zur Taufe, Kommunion, Firmung, Hochzeit, zu Weihnachten, am Geburtstag oder zum Namenstag:
Es gibt zahlreiche Gelegenheiten, den Kindern, dem Partner oder guten Freunden mit einem Geschenk Freude zu bereiten.
Schenken ist immer ein Zeichen der Wertschätzung. Damit das aber auch klappt und die Bescherung nicht schief geht, haben wir einige Tipps zusammengestellt, die man beachten sollte, um wirklich Freude zu schenken!

„Hör’ Dir das mal an!“ – Schenken mit Empathie

Auch wenn Du die Hörbuch-Box von George R. R. Martins „Das Lied von Eis und Feuer“ derzeit für das Größte hältst, was es zu kaufen gibt, solltest Du Dir immer vor Augen halten: Nicht jeder ist ein Freund von „Game of Thrones“ und einer Audiofassung von über 127 Stunden Laufzeit. Stets sollte man in sich hineinhorchen, wo denn die Interessen des Beschenkten liegen. Auch wenn man sich gut kennt und schätzt, müssen die eigenen Interessen und Vorlieben nicht die des anderen sein. Schenken nach dem Motto „Hör’ Dir das mal an – mein absoluter Favorit!“, kann schnell nach hinten losgehen.

Zusammen ist man weniger allein

Geschenke müssen nicht unbedingt materieller Natur sein. Sie sollen Freude bereiten, überraschen und neugierig machen. Oder einfach die Menschen zusammenführen: Was gibt es Schöneres, als Zeit mit den Menschen zu verbringen, die man liebt und die man gerne um sich hat? Also, lade Deine Freunde oder Verwandten ein! Koche für sie oder kocht zusammen! Begeistere sie für eine gemeinsame Wanderung. Vielleicht hinauf zu einer bislang unbekannten Wallfahrtskirche? Und das Picknick bringst Du mit! Die persönliche Begegnung mit anderen Menschen ist konkurrenzlos. Kein Geschenkkarton kommt dagegen an.

„Das rechte Maß“ – auch Schenken kennt Grenzen

Als ich vergangenes Jahr einen Neuvertrag plus Freundschaftswerbung bei einem Internetanbieter abschloss, erhielt ich eine Spielekonsole als Draufgabe. Ich konnte nichts damit anfangen und entschied mich spontan, diese dem Sohn von guten Freunden zu schenken. Groß war die Freude bei Timmi, auch die Eltern hatten nichts dagegen. Seitdem verpassen unsere Freunde aber keine Gelegenheit, uns zum Essen einladen zu wollen oder unserer Tochter bei jedem Treffen ein Geschenk zu machen. So eine Spielekonsole kostet mehrere Hundert Euro! Mein Geschenk war einfach unverhältnismäßig und hat unsere Freunde überfordert. Beim Schenken sollte man also immer ein gewisses Maß im Auge behalten, denn Geschenke können Menschen auch in Verlegenheit bringen. Die Spielekonsole fand übrigens nur kurze Zeit Beachtung und liegt jetzt meist in der Ecke. Timmi spielt lieber draußen!

Das Nudelsieb unterm Weihnachtsbaum

„Nützliche Dinge für die Liebste – das ist wirklich ein grober Fauxpas“, schreibt der bekannte Benimm-Ratgeber Knigge. Das trifft heute nicht mehr zu. Kochen und Ernährung nehmen in unserer Gesellschaft einen anderen Stellenwert ein als früher. Mehrgängige aufwendige Menüs werden den Liebsten kredenzt, kein TV-Sender kommt ohne Kochshow aus, Kochbücher in Hochglanz füllen ganze Abteilungen von Bücherläden. Eine gute Freundin sagte mir neulich: „Ich freue mich über hochwertige Küchenhelfer. Ganz einfach, weil ich selbst zu geizig bin, mir solche zu kaufen aber weiß, dass ich die fast mein ganzes Leben lang habe!“. Also: Hochwertig sollen sie sein, lautet meine Empfehlung. Ein guter gusseiserner Topf, anständige Messer. Das geht heutzutage durchaus… Bitte verschenke aber kein Plastik-Nudelsieb aus dem Supermarkt, denn das wäre wirklich ein Fauxpas!

Socke No. 12 – Das Verlegenheitsgeschenk

Wenn bei Loriot Vater Hoppenstedt unter dem Weihnachtsbaum entnervt die dritte Krawatte auspackt, schmunzelt man heute immer noch. Sich selbst wünscht man ein solches Erlebnis aber nicht. Wie enttäuschend ist es, wenn man spürt, dass der Schenkende sich keinerlei Gedanken über einen gemacht hat? Wenn man merkt, dass da im Alltagsstress ganz schnell etwas gekauft wurde, nur, um nicht mit leeren Händen dazustehen? Vielleicht wäre es dann sogar besser, einfach von einem Geschenk abzusehen. Schenken soll auch für niemanden ein Zwang sein. Verzichte daher bitte auf Verlegenheitsgeschenke wie Socken, Krawatten oder Staubfänger für das Wohnzimmerregal. Es sei denn, diese wurden von Dir selbst gehäkelt, gewebt oder getöpfert!

Der Gutschein für die Kühlschranktür

Ob für den kostenlosen Einkauf in der Parfümerie, dem Elektrohandel oder für eine Wellness-Schlammpackung: Immer häufiger werden Geschenkgutscheine überreicht. In Deutschland werden jährlich mehr als 1,7 Milliarden Geschenkgutscheine verschenkt! Wie der Einzelhandel aber bestätigt, werden die meisten davon gar nicht eingelöst. Das zeigt, welchen Eindruck ein solcher Gutschein auf den Beschenkten macht: Nämlich in der Regel gar keinen. Schnell landet der Coupon mittels eines Kühlschrankmagneten an Selbigem und wird für immer vergessen. Das ist auch nicht weiter verwunderlich, denn nichts ist einfallsloser und unpersönlicher als ein Geschenkgutschein. Bitte davon also absehen. Es sei denn, Du bastelst einen individuellen Gutschein für ein wirklich persönliches Geschenk: Zum Beispiel für ein von Dir zubereitetes Candle Light Dinner oder eine Wanderung durch heimische Wälder – und Du gibst den Pilzführer!

Schenke Zeit!

Kinder zu haben, ist etwas Wunderbares. Mama sein, Papa sein, Familie sein. Was kann es Schöneres geben? Auch Kinder sind ein Geschenk. Kinder und insbesondere Kleinkinder brauchen unsere Zuwendung und Hilfe – und zwar von morgens bis abends. So schön das auch sein mag, alle Eltern kennen den Moment, in dem man körperlich und mental an seine Grenzen gerät. Tage, an denen einem alles zu viel wird. Auch meiner Frau und mir geht das manchmal so. Die rettende Idee kam von guten Freunden. Spontan kamen sie auf uns zu und schenkten uns ein freies Wochenende: „Ihr müsst mal abschalten. Packt eure Sachen und fahrt in die Berge!“, hieß es. „Wir passen auf eure Hanna auf!“. So mutig waren wir zwar nicht und sind nur eine Nacht weggeblieben, trotzdem war das eine sehr gute Idee. Wenn Du also Freunde oder Verwandte mit kleinen oder größeren Kindern hast, so schenke ihnen ein bisschen Freizeit. Und übrigens: Es muss nicht gleich ein Wochenende sein. Ein Abend für ein gemeinsames Essen oder einen Kinobesuch tut’s auch.

Fragen kostet nichts!

Es ist nicht immer leicht, in den anderen hineinzuschauen. Sicher hast Du das auch schon erlebt und hast bei einem Geschenk total danebengegriffen. Sollte man also absolut keine Idee haben, was dem Beschenkten gefallen könnte, so sollte man einfach nachfragen, was sich das Gegenüber wünscht oder braucht. Der große Überraschungseffekt geht dadurch freilich verloren. Aber man ist auf der sicheren Seite und vermeidet Enttäuschungen für beide Beteiligten.

Perspektiven schenken!

Übrigens müssen wir uns nicht zwingend gegenseitig beschenken. Wir können auch andere Menschen beschenken, denen es nicht so gut geht wie uns. Es gibt zahlreiche caritative Projekte der Katholischen Hilfswerke. Mit einer Spende kannst Du Kindern in aller Welt etwas schenken: neue Perspektiven! Wir haben das mal mit Freunden an Silvester gemacht: Jeder hat für ein caritatives Projekt gespendet und zur Party einen Spendennachweis mit Projektbeschreibung mitgebracht. Die haben wir uns dann gegenseitig geschenkt. Das war eine Mordsgaudi und jeder hatte ein gutes Gefühl dabei.

Investiere Dein Herz!

Geschenke müssen nicht materieller Natur oder gekauft sein. Sie müssen auch keinen bestimmten finanziellen Wert darstellen. Wichtig ist, was wir uns bei der Wahl eines Geschenkes gedacht haben. Ohne in das eigene Herz zu blicken, kann man nicht gut schenken. Papst Benedikt XVI. sagte dazu treffend: „Weihnachten ist nicht umsonst das Fest des Schenkens; es ist zuallererst das Fest, in dem Gott uns zeigt, wie man schenkt. Er schenkt nicht etwas, er schenkt sich selbst ganz. Und ein Geschenk, in dem nicht etwas von uns selbst enthalten wäre, in dem wir nur Teures geben würden, aber nicht unser Herz investieren, wäre kein wirkliches Geschenk.“ (Papst Benedikt XVI., Generalaudienz Januar 2013)