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Autor: Guiseppe Gracia

Game of Hope

Mit der Digitalisierung revolutionieren Streamingdienste wie „Netflix“ oder „Amazon“ die TV-Unterhaltung.
Weltweit fiebern Millionen bei Hits wie „Game of Thrones“, „The Walking Dead“ oder „New Girl“ mit.
Was steckt hinter dem Phänomen, welche modernen Mythen und welche Hoffnungen?
Wer genauer hinschaut, macht erstaunliche Entdeckungen.

Schockierend, blutig, sexy, lustig, melodramatisch. Die TV-Hits von Netflix, Amazon oder HBO unterscheiden sich gewaltig. Ob Komödie, Beziehungsdrama, Thriller, Western oder Fantasy: Unter der Oberfläche dieser Genres verbergen sich universelle Hoffnungen, mit denen sich Millionen Menschen weltweit, über die Kulturen hin­weg, identifizieren können. Nicht immer fallen solche Hoffnungsaspekte gleich ins Auge. Grund genug, genauer hinzuschauen.

Game of Thrones: Machtpoker mit Mutter Natur

Nach den Büchern „A Song of Ice and Fire“ von George R.R. Martin präsentiert die Serie „Game of Thrones“ eine epische, mittelalterliche Fantasy-Welt. Mächtige Familienclans kämpfen um die Vorherrschaft über die sieben Königreiche von „Westeros“. Könige und Königinnen, Ritter, Rebellen und Verräter. Das Ganze wirkt wie eine Vision des Mittelalters ohne Christentum, wie eine Welt ohne den Glauben an die Liebe Gottes. Was in dieser Welt vorherrscht, sind allein die Mächte von Mensch und Natur. Dennoch finden sich tieferliegende Hoffnungen. Fast alle Figuren suchen eine höhere Ordnung der Schöpfung. Sie wollen nicht gegen das handeln, was sie als Fügung oder Schicksal empfinden. Sie wollen nicht gegen ihre „Götter“ handeln, wie etwa die Figur der Daenerys Targaryen: eine Frau, die zur Mutter von drei feuerspeienden Drachen wird und mit ihnen in die Schlacht zieht. Auf der anderen Seite wandelt der sogenannte „Nightking“ durchs Eis, mit einer Armee von Toten, die sich unaufhaltsam ausbreitet. Es kommt zum Endkampf zwischen den Naturgewalten, zwischen Drachenfeuer und Todeseis. Die Naturgewalt wird zur Hoffnung auf eine neue Ordnung, auf eine Erlösung vom langen, blutigen Machtpoker der Familienclans.

Vergleichbare Filme und Serien mit ähnlichem Hoffnungsmuster: „Rome“, „Herr der Ringe“, „Vikings“
The Walking Dead: Seele und Erlösung

Nach einer Comic-Vorlage von Robert Kirkman handelt „The Walking Dead“ vom postapokalyptischen Überlebenskampf einer Gruppe aus Erwachsenen und Kindern, die sich über Monate durch eine Welt voller Zombies schlägt. Der physische und moralische Preis des Überlebens wird immer größer. Um sich zu retten, werden die Überlebenden den unmenschlichen Zombies immer ähnlicher. Welche tiefere Hoffnung steckt hinter diesem Szenario? Einerseits die Hoffnung auf Menschlichkeit in Zeiten des Grauens. Die Hoffnung auf das Überleben der Zivilisation selbst. Andererseits ist da aber auch die Hoffnung auf einen Ausweg vor dem Verlust der Seele, die Sehnsucht nach Erlösung. Aufschlussreich dazu ist der Vergleich des Zombies mit klassischen Gruselgestalten wie dem Vampir oder dem Werwolf. Sowohl der Vampir als auch der Werwolf haben eine verdunkelte Seele, die erlöst werden kann. Der Vampir mit Kruzifix, Weihwasser oder dem Pfahl durchs Herz. Der Werwolf mit einer Silberkugel oder mit Liebe. Selbst in diesen fiktiven Horrorwesen spiegelt sich eine Idee von Erlösung. Erlösung setzt eine Seele voraus. Ein seelenloser Zombie kann nur vernichtet, nicht jedoch erlöst werden. Und genau das, Seele und Erlösung im klassischen Sinn, sind die tieferen Hoffnungen, welche die Lebenden in „The Walking Dead“ immer wieder an den Tag legen.

Vergleichbare Filme und Serien mit ähnlichem Hoffnungsmuster: „Rome“, „Herr der Ringe“, „Vikings“
New Girl: Große Liebesgefühle ohne Dauer

Seit 2011 gibt es die Sitcom „New Girl“. Die Hauptfigur Jessica Day, eine Lehrerin, wird von ihrem Verlobten betrogen und landet auf der Suche nach einer neuen Wohnung in einer WG mit drei Junggesellen. Über sechs Staffeln versuchen die WG-Mitglieder, ihre wahre Liebe zu finden, mit verschiedenen Strategien: romantische Erwartung, schnelle Affären, Geduld, verzweifelter Aktivismus, Selbstlosigkeit. Die WG wird zur Ersatzfamilie. Als solche trägt sie auch ein Stück. Doch die tiefere Sehnsucht nach einer exklusiven und unverbrüchlichen Liebe bleibt. Dass die Figuren regelmäßig daran scheitern, hat auch damit zu tun, dass sie Liebe mit einem Gefühl gleichsetzen. Dass sie, sobald die Gefühle nicht mehr stimmen, weiterziehen oder verlassen werden. Liebe ist viel mehr als ein Gefühl. Liebe ist eine personale Verbindung, die zwar verschiedenste Gefühle auslöst – schöne wie belastende –, die aber jedes Gefühl übersteigt: Liebe als Versprechen, als Willensakt, als Entscheidung und Geschenk, das nur empfangen, aber nicht erwartet oder geleistet werden kann. So gesehen richtet sich die Grundhoffnung in „New Girl“ auf ein Ende der verzweifelten und ermüdenden Suche nach den großen Gefühlen, die nicht dauerhaft sein können. Die Hoffnung richtet sich auf eine Liebe, welche die menschliche Unbeständigkeit übersteigt.

Vergleichbare Filme und Serien mit ähnlichem Hoffnungsmuster: „How I Met Your Mother“, „Friends“, „Modern Family“
Designated Survivor: Gerechtigkeit und Vertrauen in den Staat

Die Serie „Designated Survivor“ beginnt mit einem Anschlag auf die Regierung der USA. Von den Kabinettsmitgliedern überlebt nur der parteilose Architekt Tom Kirkman, weshalb er als neuer Präsident vereidigt wird. In der Folge muss sich Kirkman mit der Instandsetzung des politischen Systems in den Vereinigten Staaten auseinandersetzen. Er kämpft gegen interne und externe Putschversuche, terroristische Staatskritiker, Intrigen im engsten Umfeld, Feinde im Ausland, zerstörtes Vertrauen in die demokratische Ordnung: Hinter den rasanten Spannungsbögen von „Designated Survivor“ leiden alle tragenden Figuren, ob gut oder böse. Sie leiden auf unterschiedliche Weise am Zersetzungsprozess einer polarisierten und fragmentierten Gesellschaft. In diesem Leiden, in diesem Kampf gegen das politische Versagen, spiegelt sich auf der anderen Seite die Hoffnung auf ein neues, besseres Zusammenleben. Die Sehnsucht nach der Möglichkeit einer Gesellschaft, die an ihre moralischen Fundamente glaubt und die ihren demokratischen Institutionen wieder vertrauen kann.

Vergleichbare Filme und Serien mit ähnlichem Hoffnungsmuster: „House of Cards“, „Boss“, „Homeland“
Sehnsüchte, die Epochen und Kulturen verbinden

Viele erfolgreiche Serien, Kinofilme oder Romane handeln unter der Oberfläche von den Hoffnungen und Sehnsüchten, wie sie in vielen Epochen und Kulturen vorkommen. Die Hoffnung auf eine tragende Naturordnung, auf tragende gesellschaftliche Werte, die dem Sog des menschlichen Machthungers entgegenwirken. Die Hoffnung auf Liebe und Erlösung angesichts der Todesmächte, die die Welt beherrschen. Das alles sind Hoffnungsmotive, die christlichen Boden haben, von der Bewahrung der Schöpfung über das Heil der Seelen bis zur ewigen Liebe. Weltweit lassen sich Millionen Zuschauer von diesen Hoffnungen berühren. Wenn das kein Grund zur Hoffnung ist.

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