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Ausgabe 05 Geschenk

Die Kunst, das Leben zu genießen

Lesedauer: ca. 6 Min.

Autor: Raphael Edert | Fotografie: Bernhard Spoettel

Die Kunst, das Leben zu genießen

Zugegeben: Ich habe die Nase voll von oberflächlichen Lifestyle-Blogs. Aber Mikiza ist anders, ein echter Geheimtipp. Denn die beiden Autorinnen meinen es ernst. Kein Fake, kein Blabla. Ihre nachdenklichen Posts machen Lust, die Welt, die mich umgibt, in all ihren Facetten auszukosten. Und wie sie das machen, das eigene Leben als Geschenk zu erfahren und hingebungsvoll zu genießen, das haben sie GRANDIOS im Gespräch verraten.

Mit der gemütlichen WG-Couch hat alles angefangen. „Sehr viele Abende haben wir da zusammen verbracht“, erinnert sich Miki. Es ist ein herrlicher Samstagnachmittag. Gemeinsam sitzen wir in einem Regensburger Café unweit der Donau und lassen den Stress der Woche von uns abgleiten. Draußen tanzen die Sonnenstrahlen, hier drinnen duftet der Kaffee. Der perfekte Moment, um seine Gedanken schweifen zu lassen zu Themen, die im schnellen Rhythmus der Arbeitswoche oft nur wenig Platz finden. „Als Studentinnen hatten wir ja viele Eindrücke zu verarbeiten und Entscheidungen zu treffen.“ Miki schmunzelt. „Da haben Zaza und ich ziemlich intensive Diskussionen geführt.“ Und schließlich sei die Idee mit dem Blog entstanden.

Ich lehne mich zurück. Die Unterhaltung mit meinen zwei Gästen verspricht spannend zu werden. Eine sympathische Ausstrahlung haben die beiden, total unkompliziert. Während ihres Studiums in Wien, so verraten mir die Bloggerinnen, haben sie sich damals kennengelernt. Gebürtig aus Düsseldorf und München leben sie heute in Heidelberg und Wien, sind Mitte zwanzig und am besten bekannt unter den Namen Miki und Zaza. Sie müssen kurz überlegen: Drei Jahre ist es jetzt schon her, dass ihr erster Artikel online ging. Zuerst seien sie sich ihrer Sache gar nicht so sicher gewesen.

„Es geht uns ja nicht darum, uns selbst darzustellen oder unseren Lifestyle zu präsentieren oder zu posten, was wir morgens frühstücken“, sagt Miki nachdenklich. Inspirieren wollen sie mit ihren sehr persönlichen Texten. Mit Themen, die aus ihrem Herzen kommen. Oder wie Zaza es auf den Punkt bringt: über das gute Leben nachdenken. „Wir wollen mit unseren Ideen und Gedanken andere Leute ermutigen und inspirieren, sich selber auf den Weg zu machen.“

YES, YOU CAN!

Yes, you can! Das klingt ganz schön idealistisch, denke ich, und weiß zugleich, wie konkret und bodenständig es gemeint ist. Das wird beim Stöbern auf mikiza.com schnell deutlich. Da geht es um praktische Tipps für ein gelungenes Leben, ums Prioritätensetzen, ums Frausein und um Beziehungsfragen. Aber auch um tiefgründige Betrachtungen zum Thema Schönheit und Freiheit. Darüber hinaus findet man Porträts ganz unterschiedlicher „Alltagshelden“, als Anregung für die eigene Lebensgestaltung. Kurz: Ihr Blog hat es in sich. Dass Miki und Zaza mit ihren Posts gut ankommen, wundert mich nicht. Aber sie haken ein: Für sie sei nicht die Menge von Klicks und Likes das Entscheidende. „Wenn ich ein Feedback bekomme und sehe, dass eine Person wirklich berührt wurde und wir etwas verändern konnten“, so Zaza, „dann ist das viel wert”. Sowohl Dankbarkeit als auch Selbstbewusstsein schwingen mit, wenn sie hinzufügt: „Ich merke dann, dass wir etwas zu schenken und zu geben haben.“

Kein Zweifel, hier sitzen zwei junge Frauen, die wissen, was sie wollen. Die daran glauben, dass sie wirklich etwas bewegen können. Und die es einfach versuchen und das Leben in die Hand nehmen. Die zutiefst davon überzeugt sind, dass jeder Mensch in irgendeiner Form kreativ ist. Und die sich leidenschaftlich darum bemühen, dieses Potenzial bei ihren Lesern freizusetzen. Zaza lächelt: „Allein schon, wie man sein Leben gestaltet, hat ja was Kreatives.“ Während der Satz noch nachhallt, wird mir klar, was mich beeindruckt: Praxisorientierte Ratschläge und tiefgründiges Nachdenken gehen bei Mikiza Hand in Hand, wechseln einander ab und befruchten sich gegenseitig. Und hinter allem spürt man die Entschiedenheit, das eigene Leben zu gestalten, anstatt es einfach nur passieren zu lassen.

TRAUST DU DICH?

Traust du dich? Das gilt nicht zuletzt auch beziehungsmäßig. Vor kurzem erst konnte Miki mit ihren 26 Jahren den ersten Hochzeitstag feiern. Eine Entscheidung fürs Leben, die wohl viel Mut erfordert hat. In ihrem Blog schreibt sie sehr offen über ihre Gedanken zum jungen Eheleben und beschreibt, wie ihre Partnerschaft durch das Ja-Wort eine neue Qualität bekommen hat. Das möchte ich gerne genauer wissen und frage nach. „Wir sind jetzt natürlich nicht andere Personen. Wir haben immer noch unsere gleichen Schwächen und Stärken.“ Miki lacht. Nach rosaroter Brille klingt diese Antwort nicht. Dann ergänzt sie: „Und doch hat sich sehr viel verändert.“ Beziehung ist für sie immer etwas, das geschenkt ist, das mit vollkommener Hingabe zu tun hat. „In der Ehe erlebe ich das noch vorbehaltloser.“ Durch das Versprechen vor Gott und vor Zeugen, bis zum Tod für einander da zu sein. „Mit dieser Entschiedenheit können wir unsere Masken viel mehr fallen lassen. Wir werden verletzlicher und dadurch gleichzeitig fähiger, uns einander zu schenken.“

Beziehung als Ort, die eigene Begrenztheit sich und anderen eingestehen zu können. Als Einladung, sich zu öffnen für den anderen und sich darin selbst als Geschenk zu erfahren. Für meine Gesprächspartnerinnen scheint dabei völlig klar: Der Partner ist nicht verantwortlich für mein Glück. O-Ton Miki: „Mit meinem Mann durchs Leben zu gehen, ist schön, sehr schön. Aber Beziehung ist auch Arbeit.“ Es gehe darum, gemeinsam lieben zu lernen. Und Liebe sei eine Entscheidung: sich zu schenken, Tag für Tag.

MACH' WAS DRAUS!

Mach’ was draus! Ich schaue aus dem Fenster. Und was, wenn der oder die Richtige auf sich warten lässt? Zaza war lange Zeit ohne Partner und hat zu dem Thema Einiges zu sagen: „Als Single wollte ich nicht so leben wie im Wartezimmer.“ Ihre Devise: Herausfinden,
was einem Spaß macht, die eigenen Talente weiterentwickeln und die Unabhängigkeit genießen. Und bei all dem nicht nur um sich selbst und seine unerfüllten Bedürfnisse kreisen. „Ich tue etwas für andere und schaue weg von mir selber. Das macht mich glücklich.“ Diese Großzügigkeit und Hingabe zu lernen, ist für sie ein Schlüssel, ob als Single oder in einer Beziehung. „Ich erlebe eine extreme Erfahrung von Sinn, da wo ich merke, dass ich mit meinen Talenten etwas weitergebe.“

Was habe ich für Begabungen? Wofür brenne ich? Was macht mir Freude? Einfach mal etwas ausprobieren! Denn wie Miki es formuliert: Handlung entstehe nicht durch Leidenschaft, sondern Leidenschaft durch Handlung. Und dann dranbleiben. Es ist noch nie ein Meister vom Himmel gefallen. Das Beispiel von Zaza gefällt mir gut: Wenn ich anderen mit meinem musikalischen Talent eine Freude machen möchte, gebe ich auch nicht gleich nach der ersten Übungsstunde ein Konzert, sondern lerne fleißig mit meinem Instrument. „Dann kann ich rausgehen, weil ich etwas zu geben, etwas zu schenken habe.“

Unvergleichlich glücklich. Auf dem Tisch vor uns, zwischen den Gläsern und Kaffeetassen, stehen kleine Kakteen: stachelige Deko in zweifacher Ausführung. Ich frage nach: Dass zwei gutaussehende, erfolgreiche Bloggerinnen die Erfahrung machen, wie bereichernd es ist, die eigenen Talente zu entdecken und für andere einzusetzen, überrascht eher nicht. Aber was ist mit denen, die über keine solchen Fähigkeiten verfügen? „Ich glaube, es ist schwierig Talente zu bewerten.“ Miki ist kritisch. Wer bestimme eigentlich, welche Talente wertvoll seien und welche nicht? Wer könne schon mit all den Social-Media-Stars mithalten? Zaza empfiehlt da gerne aus eigener Erfahrung eine ordentliche Dosis Digital Detox. Zum Beispiel knallhart bestimmte Instagram-Konten deabonnieren, die mich bloß herunterziehen.

Denn hinterlassen die ständige Selbstinszenierung und Vergleichbarkeit in den sozialen Medien nicht oft das Gefühl, dass das eigene Leben nicht viel zu bieten hat? „Du bestimmst in deinem Leben, welchen Dingen du wie viel Zeit gibst“, ist Miki überzeugt. Natürlich: Manche Dinge muss man tun, das weiß sie auch. Aber haben wir nicht immer auch Zeit übrig, die wir dann vergeuden mit Sachen, die uns dann doch eher unglücklich machen und frustrieren? Für Miki liegt hier der Schlüssel. „Das ist eigentlich unser Rezept, um das Leben glücklicher und erfüllter zu gestalten: Wirklich den Fokus auf die wichtigen Sachen legen.“

FÜR DICH VON MIR

Für dich von mir. Aber da ist noch mehr. Für die beiden Bloggerinnen ist es letztlich der Glaube an Jesus Christus, der ihnen die innere Freiheit schenkt und den Mut, Ja zu sich selbst zu sagen: „Ich bin etwas wert, unabhängig von jeglicher Leistung.“ Man spürt, dass das für Zaza keine bloße Floskel ist. „Diesen Wert habe ich von Anfang an durch meinen Gott geschenkt bekommen, den kann mir keiner nehmen.“ Gott, da sind sich Zaza und Miki einig, hat nicht nur diese beeindruckend schöne Welt geschaffen. Sondern auch jeden Einzelnen von uns, ganz persönlich.

Hinter dem Tresen bereitet der Barista fachmännisch meinen Cappuccino zu. Daher nehmen sie also ihre Dankbarkeit, denke ich. Sich so vom Schöpfer geliebt zu wissen, lässt die Welt offensichtlich in einem anderen Licht erscheinen. Das Leben mit all seinen Facetten wird zum Geschenk, zu etwas Schönem, das ich empfangen und weiterschenken darf. Wohlgemerkt: keine idealisierte Traumwelt, sondern das echte, wirkliche Leben, im Hier und Jetzt. Zaza strahlt: „Der wichtigste Verbündete des Glücks ist die Realität. Darin liegt das Glück, wenn ich mit allen Sinnen meinen Alltag an mich heranlasse, mit Dankbarkeit auf mein Leben schaue und fokussiere auf das, was gut ist.“ Das Leben möchte genossen werden. „Und“, so Miki, „dankbare Menschen sind glücklichere Menschen.“ Das ist anspruchsvoll und befreiend zugleich. Mir scheint: Irgendwie typisch Mikiza.

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