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Redaktion: Marie-Luise Appelhans I Fotografie: Stefan Hanke

Gib niemals auf

Man wächst an seinen Herausforderungen. Lebensleistung: Im Portrait

Ein Leben lang

Markus Wallner - Model/Consulting/Gastronomie, *1980, Regensburg

Leistung hat viele Facetten. Für Markus Wallner zählt dazu auch „die Bereitschaft, anderen zu helfen, freundlich und aufgeschlossen zu sein.“ „Leistung“, davon ist er überzeugt, „bezieht sich nicht nur auf eine bestimmte Rolle, sondern auf das gesamte Leben. „Ich frage mich, was hinterlässt man?“ Selbständig in der Modebranche, im Consulting und in der Gastronomie kennt er Leistungsdruck nur zu gut. „Da wächst man rein und lernt, damit umzugehen“. Er versucht, Stress nicht mit nach Hause zu nehmen. Daheim spielt seine Familie die Hauptrolle. Besonders wichtig ist ihm sein Sohn. Ihm möchte Markus eine guter Vater sein und „ihn zu einem Menschen erziehen, der sich seine eigene Meinung bildet, die Dinge hinterfragt und soziale Kompetenz besitzt“. Im Leben gebe es Höhen und Tiefen, sagt Markus Wallner: „Auch aus schlechten Zeiten kann man gute Erfahrungen ziehen.“ Er bewundert Menschen, die nie aufgeben, sondern an ihren Herausforderungen wachsen.

Leistungsdruck beginnt im Kopf

Lena Schabus - Künstlerin/Grafikdesignerin, *1990, Passau

„Der Druck, immer wieder neue Bildwelten entstehen zu lassen, ist groß“, sagt Lena Schabus. Daneben gibt es den finanziellen Druck: „Einerseits ist die freie Kunst wunderbar, andererseits ist es schwierig, davon zu leben“, weiß sie. Als Perfektionistin muss sie sich selbst am Riemen reißen. „Man muss lernen, einen Schlussstrich zu ziehen“, meint Lena. „Sich sagen: Jetzt ist es gut, mehr kann ich nicht leisten.“ Auch das ist eine Kunst, die gelernt sein will. Leistungsdruck beginnt bei Lena im Kopf, wenn sie merkt, dass sie etwas (er)schaffen möchte. Etwas tun, was für andere von Bedeutung ist, darin besteht für sie der besondere Reiz ihrer Arbeit. Auch als Tellerwäscherin hat Lena neben dem Kunststudium gejobbt, jetzt arbeitet sie als Grafikerin. Kunst kommt von Können und vom Arbeiten.

Keine Leistung ohne Leidenschaft

Franz Xaver Knott - Master in Agrarmanagement, Mitarbeiter auf dem elterlichen Ackerbaubetrieb, *19892, Straubing

Franz Xaver Knott ist erleichtert. „Eine gewisse Last fällt von den Schultern, wenn man das Studium erfolgreich abgeschlossen hat. Leistungsdruck durch Familie und Umfeld kenne ich eigentlich nicht“, erzählt er. „Leistung heißt für mich nicht, andere zu übertreffen, sondern die eigenen Ziele zu erreichen.“ In seinem Heimatort Münster bei Straubing „definiert man sich nicht nach beruflicher oder finanzieller Leistung. Da steht ein gesundes menschliches Miteinander im Mittelpunkt. Das haben mir auch meine Eltern so vermittelt“, sagt Knott. Er weiß das zu schätzen. Klar ist für den studierten Landwirt aber auch: „Für den Aufbau einer Existenz ist Leistung unabdingbar.“ Das funktioniert nur „mit Leidenschaft und Freude“.
Sein Ziel: Ein Arbeitsplatz, der sich mit einer Nebenerwerbslandwirtschaft verbinden lässt. Erhalten und darauf aufbauen, was vorherige Generationen geleistet haben, ist für ihn eine Herzensangelegenheit.

VON DER NEUGIER GEPACKT

Sr. Lydia La Dous - früher Astrophysikerin, heute Ordensfrau (Dominikanerinnenkloster Heilig Kreuz Regensburg, *1956, Braunschweig

Arbeit ist Leistung pro Zeiteinheit: Das lernt jeder Schüler. Sr. Lydia war Schulphysik zu wenig. Sie studierte Astrophysik. „Die wissenschaftliche Neugier hatte mich gepackt“, sagt sie. Und der Ehrgeiz, anderen zu beweisen: „Als Frau kann ich das auch.“ Astrophysik war eine reine Männerdomäne. „Um als Frau weiterzukommen, musste man mindestens doppelt so viel leisten“, erinnert sie sich. Das hat sie geschafft und ist „im positiven Sinne“ stolz darauf. Als habilitierte Astrophysikerin war sie Mitglied nationaler und internationaler Gremien. Heute lebt sie im Kloster. „Auch im Kloster gibt es viel Arbeit, aber es geht nicht darum, etwas leisten oder beweisen zu müssen. Ziel ist die Liebe zu Gott. Das Ordensleben ist ein Gegenentwurf zur Leistungsgesellschaft.“ Sr. Lydia ist mit ihrem Leben zufrieden: „Ich würde alles wieder so machen.“