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Ausgabe 01 Leistung

10 Dinge, die vor der Hochzeit geklärt sein sollten

Redaktion: GRANDIOS | Fotografie: Roland Dietl

10 Dinge,

die vor der Hochzeit geklärt sein sollten

Für Sicherheitsfreaks ist es enttäuschend: Man kann nicht alles wissen und auch nicht alles klären. Das Leben bringt halt immer wieder Überraschungen mit sich. Aber man kann über seine Vorstellungen vom Leben reden und sollte das auch tun. Denn immerhin geht es um das ganze Leben. Deshalb heißt es: Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich das Herz zum Herzen findet! (Schiller in seinem Lied von der Glocke) Wilhelm Busch soll daraus gedichtet haben: Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob er nicht doch was bess’res findet. Auch das ist nicht verkehrt. Nur: Wie sieht die Prüfung aus? Eines ist gewiss: Lieben ist immer ein Risiko, das Risiko des Vertrauens. Um dieses Risiko zu mindern, muss man reden und sich kennenlernen. Nur so kann man abschätzen, ob die Herzensbindung trägt, ob sie auf einem gemeinsamen Fundament ruht. Denn ganz ehrlich: Verliebtsein ist großartig, aber das heißt noch nicht, dass dieses Hochgefühl tatsächlich ein gemeinsames Leben trägt.

Mindestens zehn Themen sind es, die mit dem künftigen Lebenspartner besprochen sein sollten, weil sie eben die gemeinsame Lebensspanne umfassen und das Leben bestimmen.

1

In guten wie in schlechten Tagen, heißt es im Eheversprechen. Welche Erwartungen haben wir von der Ehe? Soll sie alle Bedürfnisse befriedigen? Was können die schlechten Tage sein? Wie gehen wird damit um, wenn einer von uns beiden ernsthaft krank würde. Verzichten können in der Konsumgesellschaft gehört heute sicher zu den Fähigkeiten, die Persönlichkeit ausmachen. Bin ich bereit, Verzicht zu üben aus Liebe?

2

Was ist Liebe überhaupt? Großes Thema. Thomas von Aquin hat das mal ganz unromantisch auf die Formel heruntergebrochen: Lieben heißt, jemandem Gutes tun wollen. Aber was ist das Gute, das Ihr Eurem Partner tun wollt? Wie weit geht der Wille? Sind Eure Vorstellungen realistisch? Es nützt nichts, den Himmel zu versprechen, wenn man hinterer umso härter auf dem Boden der Tatsachen landet. Was vermisst Ihr aneinander? Wo fehlt das Gute und warum? Womit bringt Ihr Euch gegenseitig weiter? Wie kann jeder dem anderen helfen, an sich selbst zu arbeiten?

3

Wollen wir Kinder? Und wenn ja wie viele? Wer grundsätzlich keine will, ist nicht offen für das Leben. Der will in der Regel auch keine Bindung. „Kinder sind sichtbar gewordene Liebe“ hat Novalis einmal formuliert. Recht hat er! Wer keine Kinder will, der sollte nicht nur darüber nachdenken, warum er das Beste und Wertvollste, was aus der Liebe zwischen Mann und Frau entstehen kann, versäumen will. Er muss sich auch prüfen, ob er tatsächlich kirchlich heiraten will. Eine kirchliche Hochzeit setzt die Offenheit für das Leben, für Kinder, voraus.

4

Wie wollen wir die Kinder erziehen? Es gibt viele Erziehungsstile und auch etliche Erziehungsmoden. Der große Pädagoge Pestalozzi hat mal seine Erkenntnisse in drei Z zusammengefasst: Zeit, Zuwendung, Zärtlichkeit. Diese Devise gilt eigentlich immer. Am wichtigsten ist die Zeit, ohne sie gibt es weder Zuwendung noch Zärtlichkeit. Und Zeit braucht auch die Ehe. Nehmen wir uns genug Zeit füreinander? Wie wollen wir Familie und Beruf vereinbaren? Wie managen wir unsere Zeit, damit unsere Kinder nicht zu kurz kommen?

5

Treue und Vertrauen, gibt es da Grenzen? Nein, weil die Liebe grenzenlos ist. Aber darüber muss man reden, so wie über die Zeit, die man sich schenken will. Treue und Vertrauen sind die Grundpfeiler jeder Ehe. Stehen die nicht stabil, gerät alles ins Wanken. Heiraten heißt, dem anderen zu sagen: „Du und nur Du – für immer!“ Wer dazu nicht bereit ist oder es nicht ganz ernst damit meint, sollte besser die Finger vom Ehering lassen.

6

Und Vergebung, ist sie grenzenlos? Die Liebe bewährt sich in der Treue und vollendet sich in der Vergebung, heißt es. Und wenn man zunächst nicht vergeben kann, dann sollte man den Dritten im Bunde, der die Liebe ist, um die Kraft der Vergebung bitten. „Gott ist die Liebe“ heißt es im Evangelium. Für katholische Christen ist die Ehe ein Sakrament. Das bedeutet, Gott selbst ist Teil des Ehebundes, den Ihr miteinander eingeht. Gott will für Euch Eheleute da sein. Nicht als Verzierung einer feierlichen Trauung in der Kirche, sondern jeden Tag. Auch und gerade dann, wenn es nicht gut läuft, wenn Tränen getrocknet werden müssen. Gott schenkt Vergebung? Seid auch Ihr bereit, einander zu vergeben?

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Welche Bedeutung hat der Beruf für mich, für Dich? Geht die Familie vor? Gibt es eine Ranking in der Bedeutung und was heißt das im Alltag? Was heißt das für Dich als Mann, für Dich als Frau? Für Dich als künftigen Vater, für Dich als künftige Mutter? Kommt Ihr auf einen gemeinsamen Nenner, wenn Ihr über Eure beruflichen und familiären Zukunftspläne sprecht? Macht jeder faire Zugeständnisse oder ordnet sich einer den Plänen des anderen leise grollend unter? Letzteres geht auf Dauer niemals gut.

8

Welche Bedeutung hat die Herkunftsfamilie für uns? Klar, „deshalb verlässt der Mann Vater und Mutter…“, heißt es in der Bibel, aber verlassen Mutter und Vater auch das Kind, das heiratet? Es muss eben klar sein, dass der Ehepartner, die Ehepartnerin die klare Nummer eins, die Freundschaft des Lebens schlechthin ist. Im ersten Moment klingt das selbstverständlich. Aber viele Beispiele zeigen: Genau das ist es nicht. Wir bringen unsere familiären Prägungen und Erfahrungen mit in unsere eigene Ehe. Das beeinflusst unser Beziehungsverhalten oft mehr als einem bewusst ist. Ernsthaft kompliziert wird es, wenn die Ablösung von Vater und Mutter (noch) nicht gelungen ist. Das muss man klären. Daran muss man arbeiten – vor der Hochzeit!

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Wie halten wir’s mit dem Geld? Gemeinsames Konto? Gemeinsame Entscheidungen ab wieviel Euro? Wer kümmert sich um Kasse, Buchführung, Steuer? Wer übernimmt was?  Auch solche ganz praktischen Fragen sollten vorher besprochen werden. Oft zeigt sich gerade in diesen Dingen, wer wie tickt und ob man sich auch bei unterschiedlichen Vorstellungen gut verständigen kann. Im Übrigen gilt: Alles was man vorher gemeinsam geklärt und entschieden hat, erspart hinterher Überraschungen und Ärger. Die Zeit kann man sinnvoller für schönere Dinge nutzen.

10

Das Gute, die Liebe, Freundschaft, Vertrauen, Kinder – diese Grundthemen weisen über uns hinaus. Sie verweisen auf den Schöpfer,  der die Liebe ist und das Glück der Menschen will. Das Thema Gott erhellt die Perspektive der Beziehung. Der Glaube an Gott ist die Grundfolie des Lebens. Wer glaubt, hofft und wer hofft, lebt und liebt anders. Es ist ein Unterschied, ob man alleine glaubt oder gemeinsam. Deshalb ist das Gespräch über den Glauben eines der wichtigsten, vielleicht sogar das wichtigste Thema. Könnt Ihr miteinander wirklich über Gott und die Welt sprechen? Was bedeutet der Glaube für Euer Leben?

Die Liste ist übrigens leicht verlängerbar. Wie steht es mit den Hobbies, wie mit den Freunden, dem Auto, dem Fußball? Sollen wir ein Haus bauen, eine Wohnung mieten oder kaufen? Usw. usf. Man kann Gemeinsamkeiten sicher nicht in Stein meißeln, die Zukunft ist eben offen. Wichtig ist, dass man darüber geredet hat. Das gilt überdies nicht nur vor der Hochzeit. Wenn es ein Geheimnis für eine glückliche Ehe gibt, dann dies: Hört nie nie nie auf miteinander zu sprechen. Worüber? Über alles!