- Autorin: Marie Kinsky
Agnodike (300 v. Chr.)
Was wärst du bereit dafür zu tun, deine Talente auszuleben und deiner Berufung nach zu gehen? Diese Frage hätte die Athenerin Agnodike höchstwahrscheinlich mit „Alles“ beantwortet. Denn die junge Frau hat einen Traum: Hebamme werden! Hebamme werden in einer Zeit, in der Heilberufe ausschließlich Männern vorbehalten waren. Doch Agnodike lässt sich von dieser gesetzlichen Hürde nicht aufhalten. Um ihrer Berufung nachzugehen und ihr zwischenmenschliches Talent zu entfalten, verkleidet sie sich kurzerhand als Mann und gibt ihre weibliche Identität auf.
Ihr Erfolg sollte ihr Recht geben. Durch ihr großes Einfühlungsvermögen und medizinisches Talent ist sie bei den Athenerinnen ausgesprochen beliebt. Selbst als neidische Kollegen Agnodike wegen sexueller Übergriffigkeit beschuldigen, sie vor Gericht kommt und ihre weibliche Identität preisgeben muss, stehen ihre Patientinnen hinter hier. Sollte Agnodike zum Tode verurteilt werden, drohen sie ihre Ehemänner zu verlassen. Daraufhin entscheidet der oberste Rat Agnodike als erste Hebamme anzuerkennen und Frauen zukünftig die Ausbildung in Heilberufen zu gestatten.
Ihr Einfühlungsvermögen, ihre medizinische Leidenschaft und ihr Mut durchbrachen gesetzliche Mauern und wurden fruchtbar für sie selbst, ihre Patienten und alle anderen Frauen in ihrer Gesellschaft.